Shaolin Kempo Hsinshih

Das ehemalige Shaolin Kempo Hadaka kommt ursprünglich aus dem Shaolin-Kloster in China. Mit Umweg über Indonesien und Niederlande kam es nach Deutschland. Kempo ist somit einiges älter als Karate, mit dem es genauso verglichen werden könnte, wie mit Tae Kwon Do oder Kung Fu. Shaolin Kempo Hadaka wurde von Andreas Burre aus dem Shaolin Kempo Hsinshih entwickelt.

Nach der Neustrukturierung des Trainings, sowie der Saifas, Kihontechniken und Kumites, durch Michael Schilling, Reinhold Weidemann und den anderen Senseis und Sempais im Jahr 2013 wurde der Stil wieder in das traditionelle Shaolin Kempo Hsinshih umgenannt.

Shaolin Kempo Hsinshih hat acht Gürtelprüfungen (Weiß, Gelb, Orange, Grün, Blau und 3x Braun), die bis zum Schwarzgurt abgelegt werden müssen. Bei Kindern bis 14 Jahren sind bis Grün Zwischengürtel eingefügt.

Shaolin Kempo Hsinshih

Über die holländischen Kolonien in Indonesien wurde unsere Kampfkunst nach Europa gebracht.

Über die Jahrhunderte sind Chinesen immer wieder in Indonesien eingewandert. Deren Kampfkünste wurden an die Physiognomie der indonesischen Bevölkerung angepasst, wie das Pencak-Silat, das sich zu einem völlig eigenständigen Stil entwickelt hat. Es blieben auch mehrere Stile chinesischen Ursprungs unter dem Namen Kuntao bestehen. Auch die Shaolin-Kempo-Arten kann man in Indonesien neben den Pencak Stilen unter den Namen Perisi-Dai und Setia-Hati finden. Insgesamt haben sich über 600 Stile entwickelt.

Zwei Namen von indonesisch-stämmigen Holländern sind unweigerlich verbunden mit den Shaolin Kempo wie wir es heute in Holland und Deutschland kennen.

Gerard Meiers oder auch bekannt als „Si-Fu Tze“ der sich jetzt Prinz Ganjuuryn Dschero Kahn nennt. Was auch immer an Wahrheit oder Unwahrheit über diesen Mann berichtet wurde, Fakt ist, das er einer der Urväter des holländischen Shaolin Kempo ist.

Die zweite Person ist Carel Faulhaber ist leider schon verstorben.

Beide sind aufgewachsen in niederländischen Indonesien und überlieferten in den 50er Jahren die Kunst der „leeren Faust“. Faulhaber war nicht nur Lehrer von Meijers, er hat auch von ihm gelernt, so z.B. wurde der „Lanka-Tiga“, Dreieckslauf oder „Sankaku“ in Faulhabers Kempo als Basisform übernommen. Nach Jahren wirkungsvollerer Zusammenarbeit traten einige Differenzen auf und sie beschlossen, getrennte Wege zu gehen.

Da beide Berufssoldaten waren, verbreiteten sie am Anfang ihre Kampfkunst innerhalb der Kaserne.

Einer ihrer wissbegierigsten Schüler, war ein Berufssoldat der ebenfalls in Indonesien geboren und aufgewachsen war und dort vor allem das Pencak Silat studiert hat. Sein Name war Ted (Theodore) Verschuur.

Recht früh wurde Theodore Verschuur Schüler von Paatje Faulhaber. Er zählte zum Kreis der fünf engeren Schüler und genoss dadurch ein intensiveres Training.

Als in den 1970er Jahren niederländische Soldaten in Deutschland stationiert wurden, war auch Sifu Ted Verschuur in Hessisch Oldendorf als Sportlehrer dabei. Hsinshih-Kempo trainierten die Holländer zunächst in der Kaserne unter sich, später wechselten sie in den holländischen Kindergarten in Rinteln und ab da sind die ersten deutschen Schüler dazu gestoßen unter anderen Andreas Burre und Herbert Zielinski, sowie Jürgen und Roland Wieder, Reinhard Maier und andere. Auf Grund des großen Zulaufs an Schüler wechselte die Abteilung in eine Rintelner Sporthalle. Der Meisterschüler Sifu Tjebbe Leyendecker leitete das Training dieser Gruppe bis 1974, bis er zurück in die Niederlande ging, um sein Lehrer-Studium aufzunehmen.

Herbert Zielinski übernahm die Gruppe und führte das Training weiter einige Zeit. Jürgen und vor allem Roland Wieder gründeten 1976 parallel dazu eine Trainingsgruppe in Kalletal-Langenholzhausen. Hierin war auch schon Reinhold Weidemann praktisch von Anfang an aktiv. Diese Gruppe wurde 1977 von Andreas Burre übernommen. Er änderte bald darauf den Stil und den Namen in Shaolin Kempo Hadaka.

Si-Jo (Stilgründer) Ted Verschuur verstarb 1978.

Unter Andreas Burre wurde 1979 der BUDO SV Kalletal geründet und 1986 der BUDO SV Rinteln wo unter der Leitung von Jochen Siekmann der Hadaka Stil bis heute trainiert wird.

Um an das Wissen der „Alten Garde“ heranzukommen, stellte Reinhold Weidemann 2004 erneut Kontakt zu Tjebbe Leyendecker her und aktivierte die beiden Hsinshih-Dan-Trägerer Herbert Zielinski und Jürgen Schierholz, die ebenfalls direkte Schüler von Ted Verschuur waren.

Unter Michael Schilling wurde der Kalletaler Stil 2014 umstrukturiert und wieder in Hsinshih umbenannt. 2019 übernahm Kai Schürmann mit seinem Co-Trainer Thomas Schnülle das Hsinshih-Training.

Der Si-Gung (Ältester Lehrer) Herbert Zielinski führt heute die Shaolin Kempo Hsinshih Abteilung in TuS Friedrichsdorf. Er ist der letzte noch unterrichtende Schüler, der direkt von Si Jo Ted Verschuur betreut und unterrichtet wurde.

Der Aufbau

Es existiert eine dem Kempo Karate ähnliche Grundausbildung.

Schlag, Tritt und Stoßtechniken (Uchi, Geri und Tsuki Waza), sowie Abwehrtechniken (Uke Waza) durch die die Schüler auch Verständnis für viele andere Kampfkünste erhalten. Im Laufe der Ausbildung basieren die Techniken jedoch zunehmend weniger auf Muskelkraft. Es wird gezeigt, wie hocheffektive Techniken entspannt und „ohne“ Muskelkraft funktionieren.

Bewegungsformen

Die Dreieckspiele „Sankaku“ (Lanka Tiga aus den Kuntao Silat) bilden die Basis des Shaolin Kempo Hsinshih.

Die Shintai-Läufe erläutert, wie man sich in Shaolin Kempo Hsinshih taktisch zum Gegner bewegt.

Handspiele

In den Handspielen (Sao Fot, Phon Sao, Chi Sao, etc.) werden Abwehr und Kontertechniken eintrainiert

Tiefspiele

In diesen Bodenkampftechniken aus den Kuntao Silat wird dargestellt wie eine Verteidigung aus der Bodenlage funktionieren kann.

Kampf (Kumite)

Zuerst werden vorgegebene Kampfabläufe trainiert (auch in Zeitlupe), die zunehmend in freie Situationen übergehen.

Formen (Saifa – Kata)

In den Formen werden Abwehr- und Angriffstechniken in Bewegung gegen mehrere imaginäre Gegner trainiert. Die Abwehrtechniken basieren auf ein „muskelkraftloses“ und darum effektives Ausweichen-Kontrollieren-Schema. Es werden Geschmeidigkeit und das Gefühl für Bewegung trainiert. Somit ist es möglich, Shaolin Kempo Hsinshih auch bis ins hohe Alter auszuüben.